Subscribe to Subversion! Crossmediale Techniken der Gemeinschaftsbildung in rechtsalternativen Kontexten
Wie bauen politische Akteure plattformübergreifend Communities auf? Diese Frage stellt sich, wenn man verstehen will, wie digitale Gegenöffentlichkeiten etwa am rechten Rand funktionieren. Um im Wettbewerb um Aufmerksamkeit zu bestehen, müssen die Akteure interessante Formate bieten, die sich von anderen abheben; zugleich müssen sie sich gut vernetzen und ihr Publikum über Plattformen hinweg navigieren. Videoaktivismus spielt hierbei eine Schlüsselrolle. In unserem Fokus zeigen wir, ausgehend vom Messenger-Dienst Telegram, dass die Videoplattform YouTube aus dem rechtsalternativen Ökosystem nicht mehr wegzudenken ist. Auf breiter Datenbasis untersuchen wir Popularität, Kollaborationsnetzwerke und Kommunikationspezifika des von uns beobachteten Spektrums auf der Plattform.
Ein Format kommt selten allein. So könnte man die Sorte von politischem Aktivismus pointieren, der sich immer mehr in digitale Sphären verlagert. Tweets, Blogposts, Stories, Reels, Snaps, TikToks, Kurznachrichten und Live-Streams: Es gibt eine Vielzahl von (Selbst-)Darstellungsarten und prinzipiell keine Einschränkung, welcher medialen Formate sich politische Akteure bedienen. Orientiert wird sich dabei an digitalen Trends und beliebten Plattformen, wobei eine Plattform oft mit einem bestimmten Format assoziiert wird. Wer eine größere Masse erreichen will, muss sich in Zeiten, wo (Gegen-)Öffentlichkeit über viele Plattformen hinweg fragmentiert ist, breit aufstellen. Um diverse Zielgruppen zu bedienen, muss also ein beachtlicher Aufwand betrieben werden. Für die beste Performance sind zudem Formate aufeinander abzustimmen; mit Follower*innen muss interagiert werden. So entsteht in den jeweiligen politischen Milieus ein digitales Ökosystem, das sich über Verlinkungen plattformübergreifend und crossmedial entfaltet.1
In der Vergangenheit haben wir uns ausführlich mit dem Messenger-Dienst Telegram und seiner zentralen Rolle als kommunikatives Rückgrat in rechtsalternativen und verschwörungsideologischen Milieus beschäftigt. Kaum ein politischer Akteur aus dieser Ecke kann es sich erlauben, hier nicht präsent zu sein. Zugleich ist der Wirkungsradius der Plattform beschränkt. Erreicht werden hier eher nur die bereits Überzeugten. Zudem werden leicht Konflikte untereinander gefördert, weil man vor allem unter sich kommuniziert, statt sich am politischen Gegner zu reiben. Wenn der rechte Telegram-Kosmos in die Schlagzeilen gerät, dann eher wegen skurriler Aussagen von veganen Köchen oder gewaltverherrlichender Inhalte aus militanten Gruppen. Die breite Masse erreicht man über Telegram allein jedenfalls nicht. Vielmehr ist die Plattform Ausgangspunkt, um auf andere Plattformen zu verweisen und Follower zu navigieren. Bei solchen Verlinkungen auf auswärtige Plattformen tritt dabei eine besonders hervor: YouTube.
The Great Appetizer: Die Telegram-YouTube-Pipeline
YouTube ist die wichtigste Destination, wenn es aus den politischen Katakomben ans Licht des digitalen Mainstreams geht. Die Google-Tochter war einst als »Great Radicalizer« verschrien.2 Im Fokus stand dabei der Empfehlungsalgorithmus, der dafür sorgen würde, dass sich Menschen in immer extremere Inhalte verlieren, da diese mehr Klicks und damit mehr Werbeeinnahmen für YouTube versprächen.3 So entstand der Vorwurf, dass sich das Geschäftsmodell der Plattform schädlich auf die Demokratie, aber auch die Gesundheit auswirke.4 Weitere Forschungen relativierten diese recht deterministischen Annahmen – ohne jedoch auszuschließen, dass ein Zusammenhang zwischen der Anordnung der Inhalte und der politischen Radikalisierung von Individuen besteht.5 YouTube reagierte indessen dennoch auf die Kritik, änderte seine Algorithmen und ergriff Maßnahmen gegen Hass und Desinformation.6 Nichtsdestotrotz zeigen Studien, dass die Plattform bis heute einen starken Rechtsdrall hat und dort rechtsextreme Inhalte übermäßig häufig ausgespielt werden.7
Doch Algorithmen stellen nur einen Teil des Problems dar. »YouTube könnte seinen Empfehlungsalgorithmus morgen komplett entfernen und wäre immer noch eine der größten Quellen für rechtsextreme Propaganda und Radikalisierung im Internet«, urteilte etwa die Medienforscherin Becca Lewis.8 Die Frage, was YouTube so populär mache, müsse vielmehr die Kultur der Plattform selbst in den Blick nehmen, also ergründen, wie die jeweiligen Communities funktionieren, die sich um einzelne Accounts herum entwickeln. Wir würden dem eine weitere Ebene hinzufügen: nämlich die plattformübergreifende Navigation, durch die Menschen auf Videos aufmerksam werden und diese auch in eigenen Netzwerken weiterleiten. Die Symbiose aus Telegram und YouTube etwa ergibt sich insbesondere aus den verschiedenen Affordanzen der Plattformen:9 Während YouTube Videos kostenlos hostet und ohne Zugangsbeschränkung zugänglich macht, ist Telegram funktional für die schnelle Verlinkung, die auch in private Chatgruppen reicht und Appetit auf die Videos macht.
Entsprechend haben wir uns genauer mit der Struktur der Verlinkungen auseinandergesetzt, die zur Plattform hinführen und dort zwischen den erfassten Akteuren verbinden. Ausgangspunkt für unsere Studie waren 470 Akteure aus unserem 1.960 Kanäle umfassenden Monitoring rechtsextremer und familienähnlicher Akteure im deutschsprachigen Bereich, die sowohl einen Kanal auf Telegram als auch auf YouTube verwalten.10 Von deren YouTube-Accounts wurden 77.770 Videos veröffentlicht, die gleichzeitig auch von Akteuren aus unserem Telegram-Monitoring verlinkt wurden. Diese Videos haben wir genauer untersucht. Insgesamt wurden sie rund 2,3 Milliarden mal auf YouTube gesehen.11 Alle Videos der 470 untersuchten YouTube-Kanäle (d.h. einschließlich derer, auf die nicht verlinkt wurde) erreichten insgesamt eine Masse von 3,3 Milliarden Views. Wie auch auf Telegram lassen sich große Unterschiede in der Reichweite feststellen, welche von der Bekanntheit des Kanals, der Aktivität und der Versiertheit in der Nutzung der Plattform abhängt.
Amateure im großen Stil: Typen des Videoaktivismus
Die Bedeutung des Videos als Mobilisierungsmittel hat mit der steigenden Aufnahmequalität von Smartphones und kleinen Kameras stetig zugenommen. Ursprünglich ging der digitale Videoaktivismus von spezialisierten Kollektiven aus, die mit viel Mühe einen professionellen Außenauftritt aufbauten und sich Anerkennung in der Szene erarbeiteten.12 Heute haben wir es mit einer starken Amateurisierung jenes Aktivismus zu tun, der von den diversen Formaten Gebrauch macht, die mitunter auf YouTube einsetzbar sind. Die Videos unterscheiden sich in Länge, Stil und Produktionsaufwand deutlich. In der Forschung wird hier prinzipiell zwischen synchronen (auf Gleichzeitigkeit abzielenden) und diachronen (auf Langfristigkeit ausgelegten) Kommunikationsformen unterschieden.13 Zugleich werden dabei unterschiedliche Überzeugungsstrategien genutzt, je nach Zweck und Adressat*innen, wobei sie – im aktivistischen Kontext – Wissen, Feindbilder und Selbstverständnisse vermitteln. Grob klassifiziert lassen sich da drei Typen des Videoaktivismus unterscheiden:
Für unsere Zwecke haben wir die Typologie von Kathrin Fahlenbrach, die zwischen dokumentarischem, informativem und expressivem Videoaktivismus unterscheidet,14 noch verfeinert: mit Blick auf Zielsetzung, Zielgruppe und Rhetorik. Denn viele Videos in unserem Datensatz gehen über den klassischen Videoaktivismus hinaus und sind der Plattformkultur von YouTube angepasst, was sich auch darin widerspiegelt, dass sich viele Producer als »Youtuber« verstehen. Sie schaffen dabei Formate, die verstärkt der Selbstdarstellung dienen oder immer interaktiver sind und eine Kommentierung durch die Viewer*innen wahrscheinlicher machen, aber auch Live-Formate, die ihnen die Teilnahme an bestimmten sozialen Situationen ermöglichen. Um zu verstehen, welche Ansprachen, Darstellungstechniken und ästhetischen Aufmachungen besonders populär sind, haben wir in den 470 Kanälen qualitativ untersucht, welche Formate bei den Videos eines Kanals am dominantesten sind.15 Sieben Formate haben wir dabei idealtypisch unterschieden:
Youtuber versuchen, Menschen langfristig an sich zu binden. Dafür passen sie sich auch den Präferenzen im Zielpublikum an, die in den politischen Milieus unterschiedlich sind. Während sich in der Querdenken-Bewegung 44 der 58 untersuchten Kanäle primär mit Live-Streams von Demos an das Publikum wenden, zeigen Verschwörungsideolog*innen eine stärkere Tendenz zu Interviews und Dokumentationen. Im esoterischen Bereich wiederum sehen wir mit 36 Prozent an Influencer-Formaten eine Vorliebe für Videos, wo die produzierende Person im Mittelpunkt steht. Dieser oft spirituelle Content ist zudem mit Lifestyle-Elementen aufgeladen, die stärker auf interpersoneller Ebene wirken. In der extremen Rechten sind hingegen Videos beliebt, die in den öffentlichen Raum intervenieren und mobilisieren sollen; immerhin zwölf Kanäle nutzen solche Formate. Darüber hinaus nutzen milieuübergreifend viele Accounts Musikvideos, Werbung oder einfach nur Standbilder, um politische Inhalte zu kommunizieren. Diese haben wir in der Kategorie ›Sonstiges‹ eingeordnet.16
Zwischen Unterhaltung und Politik: Die Charts der Verlinkungen
Die Aktivitäten auf Telegram und die Frequenz von Verlinkungen zu YouTube unterliegen Konjunkturen, an denen sich die Popularität von Accounts, aber auch der Plattform ablesen lässt. Wir sehen etwa, dass die Verlinkungen zu rechtsextremen und -populistischen Accounts seit Herbst 2021 stetig zugenommen haben, was dafür spricht, dass YouTube in diesen Milieus beliebter wurde. Ein genauerer Blick zeigt, dass dafür vor allem reichweitenstarke Accounts verantwortlich sind. So hat Julian Reichelt mit dem Launch seines Kanals »Achtung, Reichelt!« auf YouTube im Sommer 2022 zeitweilig eine gewisse Dynamik im rechtspopulistischen Milieu ausgelöst; auf ihn entfällt in diesem Zeitraum fast die Hälfte aller Links in jenem Milieu. Bei der extremen Rechten hingegen konnte das (mittlerweile vom Innenministerium verbotene) Compact Magazin, nach dem Relaunch seines Nachrichtenformats »Der Tag«, hinzugewinnen. Im verschwörungsideologischen Milieu ist hingegen auffällig, dass der zentrale Sender AUF1 – trotz Präsenz auf YouTube – bei Videoinhalten meist nur auf die eigene Webseite verweist; auf YouTube reproduziert er nur ausgewählte Clips.
Ferner gibt es Videos, die bei den untersuchten Kanälen beliebt sind, aber nicht aus diesem Spektrum stammen. Das zeigt eine Analyse der Top-100 der YouTube-Links. Auffällig ist, dass die meisten einen Bezug zu Pandemie und Impfskepsis haben. So ist ein Lied von Reinhard Mey als Hymne der Querdenken-Bewegung beliebt. Angebliche Aufdeckungen korrupter Machenschaften sowie Live-Streams von früheren Demos finden sich vielfach im Datensatz und werden milieuübergreifend geklickt. Heraus sticht zudem, dass im QAnon-Milieu häufig Videos zu Donald Trump und US-Politik verlinkt werden. Weitere Links führen zu Film- und Musikvideos, etwa zu Liedern von Xavier Naidoo, der zeitweilig von Impfgegner*innen verehrt wurde. Vor allem sein Song »Was wir alleine nicht schaffen« kommt im esoterischen Bereich gut an. Auch ein viel verlinktes Musikvideo von Eric Clapton lässt sich so einordnen. Denn der Gitarrist gewann in verschwörungsideologischen Kreisen an Popularität, nachdem er die Corona-Politik mit Sklaverei verglichen hatte.17
Die Beispiele zeigen, wie auf diversen Telegram-Kanälen auf Inhalte verwiesen wird, die Unterhaltung und Politik vermischen. Dies kann durchaus als Spezifikum des digitalen Aktivismus auf YouTube gesehen werden, wo politische Propaganda neben Musik und netzkulturellem Content gleichberechtigt steht. Damit ist bereits angedeutet, dass die inhaltliche Prägung von Formaten, die häufig auf nicht-gescripteten Redebeiträgen beruhen, volatiler ist als bei der (vorwiegend) textbasierten Kommunikation. Dabei schlägt zum einen zu Buche, dass durch den visuellen Zugang non-verbale Formen der Kommunikation größere Bedeutung haben. Zum anderen stehen durch Interviews und Influencer-Formate situative Formen der Kommunikation im Vordergrund, wo sich die Protagonist*innen zu Aussagen hinreißen lassen, die sie bei anderen Formaten bedachter treffen oder nochmal recherchieren würden. Nicht zuletzt ist es schwieriger, in solchen Formaten komplexe Inhalte so geordnet zu vermitteln, wie es bei Textmedien der Fall ist.
Mehr Innen- statt Außenpolitik: Themen rechtsalternativer Werbekörper
Welche Themen verhandeln also die Akteure auf YouTube – und wie unterscheidet sich dies von ihrer Themensetzung auf Telegram? Dafür haben wir über die Transkripte der 77.700 Videos ein Themenmodell laufen lassen. Einige der dabei im Vergleich zu unseren Telegram-Daten18 festzustellenden Unterschiede sind wohl der Videoplattform eigen, so etwa die Zuwächse bei esoterischen Themen, die Referenzen zu Online-Aktivitäten oder Werbung. Aber auch im inhaltlichen Kern lassen sich YouTube-spezifische Schwerpunkte feststellen: zum einen die Diskussion um Corona-Maßnahmen (v.a. im Rahmen der RKI-Files), zum anderen die um eine ›linke Gesinnungsdiktatur‹. Weit weniger im Fokus stehen auf YouTube internationale Konflikte (z.B. der Krieg in der Ukraine oder der Nahost-Konflikt), aber auch mit Blick auf QAnon scheint es eine gewisse Zurückhaltung zu geben. Nicht auszuschließen, dass es sich dabei um direkte oder indirekte Folgen der Moderationspolitik von Google handelt; anhand der hier verwendeten Daten lässt sich das aber nicht klären.
Das Themenmodell bestätigt unsere Vermutung, dass die Akteure auf YouTube weniger über besonders schwerwiegende Themen wie etwa Russlands Krieg gegen die Ukraine sprechen. Das unterscheidet die Nutzung dieser Plattform von Telegram, wo sich bei den untersuchten Akteuren viele schriftliche Analysen zu solchen Inhalten finden lassen. Gleichwohl ist zu betonen, dass auf YouTube durchaus auch anspruchsvoll-nüchterne Formate dargeboten werden, etwa in Form von gefilmten Vorträgen und Konferenzen. Inwiefern Emotionalität auf YouTube eine besondere Rolle spielt, lässt sich an der Themensetzung allein aber nicht ablesen. Wir waren daher interessiert, wie die jeweiligen Kanäle bestimmte Gefühle in ihren Videos adressieren. Dafür haben wir eine Sentiment-Analyse auf den Videotranskripten durchgeführt und konnten feststellen, dass über alle Ideologien hinweg Vokabular am häufigsten verwendet wird, das mit Furcht und Trauer assoziiert ist.19 Mit Blick auf die apokalyptischen Narrative, die die Akteure mitunter verbreiten, passt das gut ins Bild.
YouTube wurde in den vergangenen Jahren nicht nur populär, weil es eine Vielzahl verschiedener Inhalte zu bieten hat, sondern auch, weil die Plattform Menschen schnell berühmt machen kann. Manch einem hat sie eine treue Fangemeinde beschert. Nicht selten geht mit der Produktion von YouTube-Videos gar ein lukratives Einkommen einher. Dafür steht insbesondere die Sozialfigur der Influencer, welche sich als Werbekörper in die Köpfe der Zuschauer*innen brennen. Sie betreiben nicht nur Marketing für Unternehmen, sondern auch ein eigenes Branding, also die Vermarktung der eigenen Persönlichkeit. Ohne sie wäre eine Plattform wie YouTube kaum vorstellbar; und ohne YouTube wären sie nicht vorstellbar. Heute können solche Influencer alleine weltweit Millionen von Menschen erreichen, wobei sie die Massen live, persönlich und direkt im eigenen Wohnzimmer abholen. Das Influencertum fordert nicht nur die Unterhaltungsindustrie heraus, es beeinflusst auch Konsumpräferenzen und personelle Sympathien, aber auch politische Einstellungen.20
Invitationskartelle: Wie sich Influencer gegenseitig stärken
Dieser Entwicklung offenbar bewusst, investierten in der jüngeren Vergangenheit viele Akteure aus extremistischen Kontexten in die Videoproduktion, um die Sehgewohnheiten zu bedienen, die man bei erfolgreichen Influencern ablesen kann. Aufwändig dekorierte Studios, alberne Challenges, Retention Cuts, Goodies für die Community: Eine gute Balance aus Wiedererkennung und Distinktion macht den Erfolg. Das Auftreten als Einzelperson, oft losgelöst von größeren Bewegungen oder Gruppen, gepaart mit einer sehr persönlichen Ansprache an das Publikum, ist zunächst auf den Aufbau intimer Beziehungen mit dem Zielpublikum gerichtet. Dieses muss sich stets erweitern, wenn der Erfolg fortgesetzt werden soll, weshalb die Micro-Celebrities in immer neue Communities vorzustoßen versuchen. Hierbei hat sich das Format von Interviews und Pod-/Vodcasts etabliert. An den Kollaborationen, die in diesem Bereich stattfinden, lassen sich Netzwerke erkennen, beruhend auf wechselseitigen Einladungen zu den jeweiligen Shows und Formaten.
Die schon erwähnte Medienforscherin Lewis erforschte bereits 2018 auf qualitativer Basis dieses Phänomen, das sie als Alternative Influence Network (»alternative Einflussnetzwerke«) bezeichnete: »ein alternatives Mediensystem, das sich die Techniken von Marken-Influencern zu eigen macht, um ein Publikum aufzubauen und ihm eine politische Ideologie zu ›verkaufen‹«.21 Was ihre Untersuchung wie auch andere Studien zeigen, die sich auf den Datensatz aus ihrer Arbeit beziehen,22 ist das enge Zusammenspiel einer Klasse von politischen Influencern. Lewis zufolge entwickeln sie zunehmend eine Diskursmacht jenseits von politischen Parteien und Organisationen. Insbesondere innerhalb eines Milieus kollaborieren solche Influencer in hoher Intensität. Ähnlich den Zitationskartellen von manchen Wissenschaftler*innen bilden sie selbstreferentielle Invitationskartelle, um sich gegenseitig zu stärken. Die Einladungspraktiken von Influencern verraten uns daher viel über die Beziehungen innerhalb von und zwischen den Milieus.
Um mehr über solche Kollaborationsnetzwerke unter rechtsextremen und familienähnlichen Akteuren auf YouTube zu erfahren, haben wir uns also angesehen, wer mit wem gemeinsam in den erfassten Videos auftritt. Hierzu haben wir ein Large Language Modell (LLM) genutzt,23 um die 77.770 Videos mit Blick auf solche Kollaborationen zu untersuchen. Da das Modell nicht mit den für uns relevanten Daten trainiert wurde, haben wir es mittels der Beschreibungen der 74.000 YouTube-Kanäle optimiert, auf die insgesamt rund eine Million mal aus den erfassten Telegram-Kanälen heraus verlinkt wurden. So konnte das LLM die Titel und Beschreibungen der Videos, die die identifizierten Parallelkanäle auf YouTube produziert haben, untersuchen.24 Identifiziert wurde dabei (1) ob ein Podcast oder eine Interview-Situation vorliegt, in der der Kanal-Host aktiv mitwirkt; (2) wer die Protagonist*innen bzw. Gäste in diesen Videos sind; (3) ob die Teilnehmer*innen des Formats einen eigenen YouTube-Kanal haben.25
Brückenbauer und Crashpropheten: Kollaborationsnetzwerk I
Im Netzwerk sehen wir – von manchen Außenseitern in der Peripherie abgesehen – eine große, gut verbundene Komponente in der Mitte. Die ideologischen Cluster sind hier gut erkennbar: So sehen wir rechts eines mit vorwiegend AfD-Abgeordneten, die oft beim »Deutschland Kurier« zu Gast sind und gern auch von AfD-Kanälen interviewt werden (AfD TV). Auch beim Podcast der Jungen Freiheit oder Peter Weber, der auch den Kanal »Hallo Meinung« betreibt, sind sie zu Gast. Ebenso ist das jüngst verbotene Compact Magazin hier anzutreffen (CompactTV). An Interviews beteiligt waren hier etwa Alice Weidel und Björn Höcke. Der Compact-Herausgeber, Jürgen Elsässer, gibt zudem verschwörungsideologischen Akteuren gerne eine Bühne. Interessant ist hier auch die Positionierung des Querdenkers Björn Banane, 2023 ein großer Aufsteiger im Telegram-Netzwerk.26 Der Ex-Ballermann-Sänger war dereinst dazu übergegangen, Interviews mit AfD-Politiker*innen und anderen Gleichgesinnten auf YouTube zu führen.27
Ein weiterer Brückenbauer und in jedem ideologischen Milieu beliebt ist Max Otte, der oft von »Politik Spezial«, aber auch von anderen Szenegrößen wie Roland Tichy, Boris Reitschuster, Gunnar Kaiser oder dem »Deutschland Kurier« interviewt wurde. Otte, der wegen seiner Nähe zu rechtsextremen Akteuren und der AfD aus der CDU ausgeschlossen wurde, tritt heute vor allem als finanzpolitischer Crashprophet in Erscheinung. Sein Engagement goutierte ihm die AfD mit einer Nominierung als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl im Jahr 2022. Ein zentraler Player im Zentrum des Netzwerks ist ferner schon genannter Kaiser, der allerdings im Oktober 2023 verstorben ist. Er spricht sein Publikum in diversen Videoformaten gern direkt an. Einsamkeit während der Corona-Pandemie, Gruppenzwang und die Flucht vor sich selbst sind Themen, die von ihm als Vehikel genutzt werden bzw. wurden, um philosophische Werke zu verdrehen und mit der aktuellen politischen Lage zu verquicken.
Typisch für die Kaiser’sche Melange ist eine häufige Gleichsetzung der Corona-Maßnahmen mit Praktiken des NS-Regimes – was bei den rund 245.000 Abonnent*innen offenbar gut ankommt. Seine Videos haben insgesamt über 56 Millionen Views. In seinen Interviews gelingt es ihm, Akteure aller Couleur zu verbinden. Neben seiner Rolle als Gesprächspartner mit einigen rechten Akteuren fungiert er als Broker zwischen Querdenken-Kanälen, dem Anti-Konsens-Milieu und verschwörungsideologischen Youtuber*innen. In eine ähnliche Kerbe schlägt Ernst Wolff, bei dem ebenso Verbindungen aus diversen Milieus zusammenlaufen. Wie Otte setzt er vor allem auf finanz- und wirtschaftspolitische Themen, die er mit einem verschwörungsideologischen, mitunter antisemitischen Spin versieht. Ihm gelingt es, sowohl mit russischen Propagandakanälen (z.B. »Druschba FM« oder »InfraRot – Sicht ins Dunkel«) als auch verschwörungsidelogischen Akteuren, Anti-Konsens-Formaten und Kanälen, die Corona-Desinformation verbreiten, zu kollaborieren.
Mittel gegen Shadowbanning: Kollaborationsnetzwerk II
Hervor sticht im Netzwerk auch der in Querdenken-Kreisen beliebte Friedensforscher Daniele Ganser. Er nimmt eine sehr zentrale Position im Netzwerk ein. Dabei setzt er thematisch aber eher auf das Einmaleins der Verschwörungserzählungen, die er mit einem dezenten links-esoterischen Grundton untermauert. Dadurch wurde er bei diversen YouTube-Kanälen populär – und zwar milieuübergreifend – mitunter auch bei den russischen Propagandisten von »Druschba FM«. Er stellt, zusammen mit Matthias Langwasser, die Brücke zum kleinen Cluster von Esoteriker*innen-Kanälen (links im Netzwerk) her, in dem vor allem der Sender QS24 und diverse seiner Ableger zentral sind. Letztere luden insbesondere Ärzt*innen als Gäste ein, die sich gegen die Corona-Maßnahmen äußerten, sowie diverse andere esoterisch angehauchte »Gesundheitsexpert*innen«.
Werfen wir einen Blick auf das Kollaborationsnetzwerk ohne die externen Gäste, sind die Cluster noch etwas deutlicher zu erkennen. An den Positionen der oben genannten Akteure ändert sich wenig. Bemerkenswert ist aber, dass von den 470 Akteuren, die wir untersucht haben, 231 in Form von gemeinsamen Interviews oder Pod-/Vodcastformaten kollaborieren: ein bemerkenswertes Invitationskartell. Im untersuchten Spektrum macht man also intensiven Gebrauch von den Möglichkeiten der Gemeinschaftsbildung auf YouTube. Mindestens ebenso beachtlich ist die Prominenz der AfD-Akteure, die als Gäste geladen werden und die Gelegenheit nutzen, um ihre Inhalte dem rechtsalternativen Publikum der untersuchten Kanäle näher zu bringen. Dabei verweisen die Vertreter*innen gerne darauf, dass es sich lediglich um Einladungen zum Gespräch handele. Der Auftritt in den Talk-Formaten bedeute nicht unbedingt auch eine politische Übereinstimmung; man nehme einfach Gesprächsangebote aus allen Richtungen wahr.
Dieses Brückenbauen fördert denn auch eine ideologische Immersion auf Konsument*innenseite. Denn durch die gemeinsamen Interviews und Video-Podcast-Formate gelangen Interessierte über wenige Knotenpunkte und über viele verschiedene Wege zu Videos mit anderer ideologischer Färbung. So kann beispielsweise eine Person, die sich eigentlich für Esoterik interessiert, über den selbsternannten Life-Coach Martin Langwasser oder über Akteure mit ähnlicher Positionierung im Netzwerk schnell im verschwörungsideologischen Bereich landen. Sieht sie dann noch etwa ein Interview mit Kaiser und klickt sich durch seine Videos, ist der Weg in die rechtsextremen Gefilde rund um CompactTV und die AfD-Kanäle nicht mehr weit. Dieses selbstgebaute und sich selbst erhaltende Netzwerk ermöglicht es den Akteuren, eine Community aufzubauen, denen ein etwaiges Shadowbanning nicht viel anhaben kann. Gerade in Kombination mit den vielen Out-Links von Plattformen wie Telegram, X oder WhatsApp, wo sie bereits ihre Netzwerke ausgebaut haben, ist das nicht zu unterschätzen.
Post-pandemische Zurückhaltung: Das Löschverhalten von YouTube
Bei der Sicherung der Metadaten von YouTube-Videos, die von Telegram aus verlinkt wurden, stellten wir fest, dass viele Videos nicht mehr aufrufbar waren.28 Der größte Teil dieser nicht mehr existenten Videos waren solche, die von einem Kanal herunter genommen oder aufgrund von Urheberrechtsverletzungen entfernt wurden (ca. 108.000). Rund 4.600 Videos wurden zudem wegen Verstößen gegen die Community Guidelines gelöscht, also wenn sie etwa als Pornografie, Gewaltaufruf, Belästigung oder Hassrede eingestuft wurden. Hierzu hat YouTube Richtlinien entwickelt, die eine Löschung rechtfertigen. Allerdings macht YouTube nicht transparent, was konkret das Problem mit den Videos ist, das zu einer Löschung führt. Auch gibt es keinen Einblick in das Archiv gelöschter Videos. Allerdings können wir nachvollziehen, welche YouTube-Videos auf Telegram gepostet wurden, die im Nachhinein von YouTube gelöscht wurden. So lässt sich eine Verlaufskurve für Verlinkungen zu später gelöschten YouTube-Videos rekonstruieren.
Auf dieser Datengrundlage können wir zeigen, dass die Löschungen durch die Plattform über die Zeit stark nachlassen – sowohl in Fällen, wo User*innen gegen die Community Guidelines als auch gegen andere Terms of Services verstießen (etwa Verstöße gegen das Urheberrecht). Dies kann, wenn auch zu einem geringen Teil, mit einem geänderten Kommunikationsverhalten der Akteure zusammenhängen, etwa weil sie sich strategisch stärker zurückhalten aus Angst vor einer Sperrung.29 Deutlicher sehen wir allerdings, dass das Moderationsverhalten von YouTube an Aufmerksamkeitszyklen gekoppelt ist. D.h., dass mit dem Abflachen der Aufregung um bestimmte Themen auch das Löschverhalten zurückgeht. Dies könnte daran liegen, dass Plattformen den Vorwurf zu vermeiden versuchen, bestimmte Inhalte zensieren zu wollen, um damit keine Nutzer*innengruppe zu verprellen. Die Tendenz, weniger auf Deplatforming und mehr auf reichweitenreduzierende Maßnahmen zu setzen, zeigt sich jedenfalls im Anschluss an die Pandemie bei verschiedenen Plattformen.30
Um besser einschätzen zu können, welche Themen die Plattform zum Handeln veranlassen, haben wir ein Themenmodell über die Telegram-Nachrichten berechnet, die auf die gelöschten Videos verlinken. Hier wird – wie vermutet – deutlich, dass überproportional viele der von YouTube entfernten Videos rund um das Thema Corona und Protest bei Telegram eingebunden wurden. Zugleich fällt auf, dass bestimmte Medienformate, die dort angepriesen wurden, am häufigsten betroffen sind. Doch so positiv es klingt, dass YouTube wohl viele Videos mit Corona-Desinformation offline genommen hat, relativ betrachtet ist der Anteil der gelöschten Videos verschwindend gering. Rund 414.000 Videos, die von rechtsextremen und verschwörungsideologischen Akteuren auf Telegram verlinkt wurden, sind noch online. Auch die 77.770 Videos, welche die von uns erfassten 470 Parallelkanäle produziert haben und einschlägig auf Telegram verlinkt wurden, sind für jeden zugänglich – obwohl ein Großteil davon Desinformation, Hass, Verschwörungstheorien und extremistische Inhalte enthält.31
YouTubes Laissez-Faire: Raum für rechtsalternative Netzwerke
Es ist bei YouTube häufige Praxis, auf die Informationsseiten des Bundesministeriums für Gesundheit zu verweisen, wenn Videos im Verdacht stehen, Desinformationen zur Corona-Pandemie zu verbreiten. Allerdings ist fraglich, ob die Zuschauer*innen, solchen Informationshinweisen, die auch als bevormundend wahrgenommen werden können, tatsächlich Glauben schenken.32 Hinzu kommt, dass die Analyse unserer Daten zeigt: Es wird zunehmend schwieriger, bestimmte Videos klar einzuordnen, da viele der Urheber*innen ihre Interessen nicht unbedingt offen zu erkennen geben; zum Teil sind diese nicht mal vordefiniert bzw. befinden sich im Fluss. Während einige Influencer*innen ihre Karriere unpolitisch beginnen und sich durch externe Ereignisse politisieren und/oder radikalisieren, rücken andere auch schon mal von politischen Forderungen ab, sobald sie merken, dass diese sich schlecht monetarisieren lassen.33
YouTube hat nun mit seiner Anpassung der Algorithmen dafür gesorgt, dass sich etwas bei der Sichtbarkeit bestimmter Videos im Empfehlungsbereich verändert hat. Deshalb sinkt der unvermittelte Konsum rechtsextremer, verschwörungsideologischer und anderer Videos. Andererseits aber lässt sich gut beobachten, dass rechtsalternative Akteure auch von anderen Plattformen aus Videos verlinken und so den Schutzmechanismus umgehen.34 Ebenso haben die Akteure auf der Videoplattform selbst Kollaborationspraktiken etabliert, um auch jenseits der algorithmischen Empfehlungen auf die Inhalte gleichgesinnter Akteure aufmerksam zu machen. Vor allem deswegen stößt die derzeitige Moderation von extremistischen Inhalten durch die Methode der Reichweitenbegrenzung an ihre Grenzen. Es müsste hier, wenn schon, eine stärkere Moderation auf Basis der Inhalte im Vordergrund stehen, die letztlich auch die Verlinkungspraxis rechtsalternativer Akteure auf anderen Plattformen berücksichtigt.
Die Nutzung von YouTube bietet momentan für das von uns untersuchte Akteursfeld verschiedene Vorteile: Es ist keine Anmeldung erforderlich, um Videos zu konsumieren; Links können ohne Einschränkung geteilt werden; die Videos sind über Google zu finden; sie können in Playlists individuell gespeichert und geteilt werden; Videos gruppieren sich thematisch (und nicht wie bei Telegram chronologisch); und es gibt eine vielfältige Community, die Videos kommentiert und zum Spenden bereit ist. YouTube bleibt somit ein Ort, an dem Grenzen überwunden werden: zwischen politisch und unpolitisch, zwischen Rand und Mainstream – aber auch zwischen den Milieus im rechtsalternativen Spektrum. Der persönliche, intime Kontakt über Videos senkt Vorbehalte, sich mit bestimmten Inhalten auseinanderzusetzen, und er stärkt die Verbundenheit mehr, als es Textnachrichten je könnten. Videos sind so ein zentrales Mittel der rechtsalternativen Gemeinschaftsbildung geworden.
Zitationsvorschlag: Forschungsstelle BAG »Gegen Hass im Netz«, »Subscribe to Subversion! Crossmediale Techniken der Gemeinschaftsbildung in rechtsalternativen Kontexten«, in: Machine Against the Rage, Nr. 6, Sommer 2024, DOI: 10.58668/matr/06.2.
Verantwortlich: Harald Sick, Maik Fielitz, Christian Donner, Michael Schmidt, Holger Marcks, Wyn Brodersen.
- Plattformübergreifende Kommunikation ist i.d.R. crossmedial. Technisch betrachtet ist das aber nicht gleichzusetzen. Wer z.B. textbasierte Beiträge von Telegram auf WhatsApp verbreitet, arbeitet zwar plattformübergreifend, aber nicht crossmedial, was die Verwendung verschiedener Medienformate meint. Zugleich gibt es kaum mehr Plattformen, die nicht mehrere Formate anbieten, die zu crossmedialer Kommunikation einladen. Twitter bzw. X ist z.B. schon lange kein reiner Kurznachrichtendienst mehr, sondern möchte als Everything-App verstanden werden, in der sich immer mehr um Grafiken und Videos, aber auch Live-Audio-Gespräche dreht. Ebenso bieten andere Plattformen vielfältige Medienformate an, wenngleich oft nur eins prioritär bei der Inhaltsproduktion genutzt wird.
- Siehe dazu grundlegend Zeynep Tufekci, »YouTube, the Great Radicalizer«, in: New York Times, 10. März 2018, online hier.
- Siehe etwa Karin Schlott, »Soziale Medien: Radikalisiert Youtube seine User?«, auf: Spektrum Wissenschaft, 31. Aug. 2023, online hier.
- So argumentierte bspw. eine populäre, über Netflix ausgestrahlte Dokumentation mit dem Titel The Social Dilemma und sorgte für eine größere Debatte über die Verantwortung von Plattformen für die Demokratie. Siehe dazu auch Simon Hurtz, »Netflix-Dokumentation: Social Media bedroht die Menschheit – wirklich?«, in: Süddeutsche Zeitung, 14. Sept. 2020, online hier.
- Siehe z.B. Manoel Horta Ribeiro u.a., »Auditing Radicalization Pathways on YouTube«, in: Proceedings of the 2020 Conference on Fairness, Accountability, and Transparency, hgg. v. Association for Computing Machinery (New York: ACM, 2020), S. 131–41, online abrufbar hier. Siehe auch den prominenten Fall von Caleb Cain, dessen YouTube-Verlauf von der New York Times ausgewertet wurde: Kevin Roose, »The Making of a YouTube Radical«, in: New York Times, 8. Juni 2019, online hier.
- YouTube änderte die Funktionsweise seiner Algorithmen 2019; siehe dazu Jan Rähm, »Youtube: Eine Plattform zwischen Hobby und Hass«, auf: Deutschlandfunk, 9. Okt. 2019, online hier. Zudem investierte YouTube in öffentlichkeitswirksame Kampagnen, die vor gefährlichen Inhalten warnten (Prebunking); siehe dazu Beth Goldberg, »Falschinformationen bekämpfen, bevor sie verbreitet werden«, auf: Google Blog, 5. Juni 2023, online hier.
- Siehe Muhammad Haroon u.a., »Auditing YouTube’s Recommendation System for Ideologically Congenial, Extreme, and Problematic Recommendations«, in: Proceedings of the National Academy of Sciences, Nr. 50, Jg. 120 (2023), online hier.
- Becca Lewis, »All of YouTube, Not Just the Algorithm, Is a Far-Right Propaganda Machine«, auf: FFWD, 9. Jan. 2020, online hier.
- Siehe Heidi Schulze u.a., »Social Media and Radicalization. An Affordance Approach for Cross-Platform Comparison«, in: Medien & Kommunikationswissenschaft, Nr. 2, Jg. 72 (2024), S. 187–212, online abrufbar hier.
- Zum methodischen Vorgehen bei der Identifizierung der Videoformate verweisen wir auf unseren methodischen Annex.
- Aus dieser Zahl sind alle Musikvideos von Xavier Naidoo herausgerechnet, da sie die Zahl deutlich in die Höhe getrieben hätten, ohne inhaltlich relevant zu sein. Anzumerken ist außerdem, dass die öffentlichen YouTube-Metriken nichts darüber aussagen, wieviele Menschen ein Video gesehen haben, da die Zahl der Abrufe nicht die sog. unique viewers meint.
- So waren in den 2000er Jahren neonazistische Medienaktivisten von Volksfront Medien (später Media pro Patria) Vorreiter in der Produktion von Filmmaterialien für die digitale Aufbereitung. Sie waren autorisiert, auf Demonstrationen zu filmen, und waren spezialisiert auf kurze Clips, die der politischen Agitation dienten. Auch heute noch bieten Videokollektive wie Balaclava Graphics oder Filmkunstkollektiv ästhetische Zugänge in rechtsextreme Lebenswelten.
- Siehe Kathrin Fahlenbrach, »Video-Aktivismus: Formen und Strategien der audiovisuellen Mobilisierung im Netz«, in: Forschungsjournal Soziale Bewegungen, Nr. 2, Jg. 33 (2020), S. 457–473.
- Siehe ebd.
- Zum genauen Vorgehen siehe den methodischen Annex.
- Mindestens 15% der Accounts nutzen zudem auch Kurzvideos, sogenannte Reels. Diese sind auf den mobilen Videokonsum zugeschnitten und werden auf YouTube gesondert angezeigt und ausgespielt. Da sie inhaltlich und stilistisch zumeist Ausschnitte von größeren Videos sind, haben wir sie nicht als eigene Kategorie aufgenommen.
- Vgl. dazu Christian Schröder, »Eric Clapton über die Corona-Politik: Ins Schwurblertum abgedrifteter Gitarrengott«, in: Tagesspiegel, 15. Nov. 2021, online hier.
- Siehe das Themenmodell in: Forschungsstelle BAG »Gegen Hass im Netz«, »Frühjahr 2024: Politiker*innen im Visier, Europawahl im Fokus«, in: Machine Against the Rage, Nr. 6, Sommer 2024, online hier.
- Hierfür haben wir ein Lexikon verwendet, das auf manueller Crowdsourcing-Annotation beruht. Neben den generellen Empfindungen, wie »positive« und »negative« Sentimente, erfasst es auch weitere Emotionalitäten. Konkret sind das: »anger«, »anticipation«, »disgust«, »fear«, »joy«, »sadness«, »surprise« und »trust«. Zum genaueren Vorgehen siehe den methodischen Annex.
- Siehe Ole Nymoen & Wolfgang M. Schmitt, Influencer: Die Ideologie der Werbekörper (Berlin: Suhrkamp Verlag, 2021), S. 7–8.
- [Re]Becca Lewis, Alternative Influence. Broadcasting the Reactionary Right on YouTube (New York: Data & Society, 2018), S. 15, online abrufbar hier.
- Siehe z.B. Curd Knüpfer, Carsten Schwemmer & Annett Heft, »Politicization and Right-Wing Normalization on YouTube. A Topic-Based Analysis of the ›Alternative Influence Network‹«, in: International Journal of Communication, Jg. 17 (2023), S. 6718–6740.
- Siehe Meta LLaMA Team, »Introducing Meta Llama 3. The Most Capable Openly Available LLM to Date«, 2024, auf: Meta, 18. Apr. 2024, online hier.
- Das LLM hat hier sehr gute Arbeit geleistet, dennoch fiel es ihm in manchen Fällen schwer, lediglich gespiegelte Interviews zu erkennen. Daher, und um mögliche False-Positives zu entfernen, sind wir die herausgefilterten Videos noch einmal manuell durchgegangen und haben Fehler nach qualitativer Prüfung herausgenommen.
- Das genaue Vorgehen inklusive einer deskriptiven Netzwerkstatistik beschreiben wir im methodischen Annex.
- Siehe dazu Forschungsstelle BAG »Gegen Hass im Netz«, »Herbst 2023: Sturm in Nahost, Rückenwind für die Blauen«, in: Machine Against the Rage, Nr. 5, Winter 2024, online hier.
- Erwähnenswert ist, dass nach dem indessen erfolgten Verbot des Compact Magazins Banane einen exklusiven Zugang zum Haus des Herausgebers, Jürgen Elsässer, bekam.
- Wir gehen hier davon aus, dass von den von uns gemonitorten Telegram Akteuren nicht auf bereits gelöschte Videos verlinkt wurde, sondern sie zum Zeitpunkt des Postings aktiv waren, weshalb die Löschung der verlinkten Videos uns hilft zu verstehen, welche konkreten Videos von Löschungen betroffen waren.
- Siehe hierzu Maik Fielitz & Karolin Schwarz, Hate not Found?! Das Deplatforming der extremen Rechten und seine Folgen, hgg. v. Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft, Jena 2020, online abrufbar hier.
- Siehe hierzu Tarleton Gillespie, »Do Not Recommend? Reduction as a Form of Content Moderation«, in: Social Media + Society, Nr. 3, Jg. 8 (2022), S. 1–13.
- Stand der Untersuchung ist Mai 2024. Zu diesem Zeitpunkt waren die Videos von CompactTV noch online. Auch andere Inhalte können danach noch gelöscht worden sein oder in Zukunft gelöscht werden.
- Siehe Florian Arendt, Mario Haim & Julia Beck, »Fake News, Warnhinweise und perzipierter Wahrheitsgehalt. Zur unterschiedlichen Anfälligkeit für Falschmeldungen in Abhängigkeit von der politischen Orientierung«, in: Publizistik, Jg. 64 (2019), S. 181–204.
- Wie sich rechtsextreme Influencer an monetären Ansätzen ausrichten, zeigt z.B. das Buch von Eviane Leidig, The Women of the Far Right. Social Media Influencers and Online Radicalization (New York: Columbia University Press, 2023).
- Dies bestätigen auch andere Studien, die genauer untersuchen, welche Dynamiken sich aus den Verlinkungen zu YouTube ergeben; siehe z.B. Annie Y. Chen u.a., »Subscriptions and External Links Help Drive Resentful Users to Alternative and Extremist YouTube Channels«, in: Science Advances, Nr. 35, Jg. 9 (2023), eadd8080, online abrufbar hier.