Glossar

A

Die Alt-Right ist eine rechtsextreme Bewegung, die sich über digitale Plattformen formiert hat. Sie gilt als Bezugspunkt für eine junge Generation von White Supremacists und strebt eine ethnisch homogene Bevölkerungsstruktur an. Bekannt geworden ist sie durch einen exzessiven Online-Aktivismus.

Hierbei handelt es sich um eine spezifische Ausprägung des Rassismus. Er richtet sich gegen Menschen, die Angehörige des Islam sind oder dafür gehalten werden, und ethnifiziert diese. Das Ressentiment bezieht sich damit in erster Linie nicht auf vermeintlich rassische Merkmale, sondern auf kulturelle bzw. religiöse, verquickt diese aber mit ethnischen Gruppen, insbesondere mit arabischen Gesellschaften. Die ethnifizierende Verquickung wird mitunter auch dadurch erleichtert, dass der Begriff »muslimisch« ein ambivalenter ist: In vielen Ländern ist der Islam Staatsreligion, so dass er nicht zwangsläufig Gläubigkeit anzeigt, sondern effektiv die Zugehörigkeit zu einem Kulturkreis.

AUF1 ist ein digitaler Fernsehsender, der mit verschwörungstheoretischen und rechtsextremen Inhalten ein breites Publikum erreicht. Der in Österreich sitzende Sender ist auf vielen Demonstrationen in Deutschland zugegen und eine zentrale Plattform für Akteure des demokratiefeindlichen Milieus. Der Sender wird geleitet vom österreichischen Rechtsextremisten Stefan Magnet.

Anti-Mainstream-Gruppen ohne klare Zielsetzung. Sie setzen ihre Akzente alternierend zu dem, was als stark grün geprägter Mainstream wahrgenommen wird, und haben sich oft aus Querdenken-Gruppen heraus entwickelt.

Ambiguitätstoleranz: Ambiguitätstoleranz bedeutet, mit Mehrdeutigkeiten und Widersprüchen umgehen zu können, ohne eine Frustration oder gar Wut aufzubauen. Wo diese Eigenschaft nicht gegeben ist, reagieren Menschen mit rigiden und einfachen Regeln, um ihr Ordnungsbedürfnis zu befriedigen. Das psychologische Konzept bezieht sich ursprünglich auf soziale Interaktionen im Alltag, lässt sich aber auch auf politische Diskurse übertragen, einschließlich des Problems, dass politisch engagierte Menschen mit der Komplexität der Welt bzw. des Diskurses nicht zurecht kommen und sich abweichende Meinungen etwa nur mit schlechten Motiven erklären können.

Affiliate-Links: Affiliate Links sind personalisierte Verlinkungen, bei denen ein kommerzieller Anbieter dem Verlinkenden für den Vertrieb von Produkten eine Provision anbietet.

Astroturfing: Als Astroturfing bezeichnet man Versuche, eine von ein paar Köpfen erdachte Kampagne als Projekt erscheinen zu lassen, das von vielen Schultern getragen wird. Doch so wenig ein Kunst­rasen – so die deutsche Übersetzung von astroturf – mit einem natür­lichen, tatsächlichen Rasen zu tun hat, so selten machen auch solche künstlichen Produkte von vereinzelten (Online-)Aktivist*innen eine Bewegung aus. Allerdings ist es heute mit ein wenig digitaler PR-Kenntnis recht einfach – und daher wohl auch verlockend –, sich als aufmerksamkeitswürdige Bewegung zu inszenieren.

Technische Affordanzen: Technische Affordanzen meinen den Angebotscharakter einer Technologie oder Infrastruktur. Der Begriff beschreibt intendierte Anwendungsweisen von Produkten, in die bestimmte kulturelle Werte und Vorprägungen eingeschrieben sind und sich im Design von (unter anderem) digitalen Plattformen materialisieren. Dass Twitter bspw. die Länge eines Tweets auf (einst 140, dann) 280 Zeichen festsetzt, beeinflusst den Ton und den Inhalt der Kommunikation. So beeinflussen die Normen und Vorstellungen der Entwickler*innen von Technologien die Art der öffentlichen Kommunikation.

B

Das Akronym dieser globalen Bewegung steht für »Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen« und zielt darauf ab, Israel zu isolieren, um politischen Druck auszuüben. Nach eigenen Angaben setzt sich die Bewegung gegen die Besetzung palästinensischer Gebiete ein. Die Bundesregierung hat 2019 beschlossen, keine Projekte der Kampagne zu unterstützen, da sie deren Argumentationsmuster als antisemitisch einstuft.

Damit werden Prozesse beschrieben, durch die Handlungen das Gegenteil des beabsichtigten Effekts bewirken. Ursprünglich aus der Technik kommend, wo ein Motor ungewollt Kraftstoff in das Auspuffsystem ausstößt, wird der Begriff auch in Sozialwissenschaften verwendet, um zu beschreiben, wie z.B. Versuche, eine Meinung zu unterdrücken, diese verstärken können.

Blockchain: Eine Blockchain ist ein dezentral gespeichertes Kontobuch mit einer erweiterbaren Liste von Einträgen, die sicher durch kryptographische Hashes (hier auch »Blocks« genannt) miteinander verknüpft sind. Jeder dieser Blocks enthält den Hash des vorhergegangenen Blocks, einen Zeitstempel und Transaktionsdaten. Hierdurch formen sie eine Kette oder »Chain«. Durch dieses Verfahren werden Transaktionen irreversibel, sobald sie einmal erfasst wurden. Eine Blockchain wurde von einer Person oder einem Kollektiv unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto angelegt, um als dezentrales Kontobuch für die erste Kryptowährung Bitcoin zu fungieren und um sicherzugehen, dass keine digitalen Assets doppelt versandt werden können. So wird eine zentrale Autorität überflüssig, die Transaktionen verifiziert und moderiert.

Bitcoin: Bitcoin ist die erste und, gemessen an der Marktkapitalisierung, populärste Kryptowährung. Zusammen mit dem Bitcoin wurde auch die Blockchain (siehe Blockchain) eingeführt, die als digitales und dezentrales Kontobuch fungiert. Die Eigentumsnachweise werden in den jeweiligen »Wallets« (digitalen Konten) gespeichert.

Black Box: Als Black Box lässt sich ein System verstehen, dessen Funktionsweise nach außen hin abgeschottet ist. Es lassen sich Inputs und Outputs beobachten, aber es bleibt unklar, welche Mechanismen genau für die Verarbeitung im System verantwortlich sind.

Burgfrieden: Als Burgfrieden wird die Aussetzung der innenpolitischen Streitigkeiten, einschließlich der sozialen Konflikte, während des Ersten Weltkriegs bezeichnet. In Deutschland wird damit insbesondere die Einreihung der damals noch marxistisch geprägten Sozialdemokratie – sowohl der Partei (SPD) als auch der mit ihr verwobenen (freien) Gewerkschaften – in eine nationale Front verbunden. Das französische Gegenstück dazu war die union sacrée, die allerdings stets brüchiger als der deutsche Burgfrieden war, begleitet von Streiks und Soldatenunruhen.

C

Hierbei handelt es sich um einen Begriff aus der Kognitionspsychologie (auch Bestätigungsfehler genannt), der die Neigung bezeichnet, Informationen so zu ermitteln, auszuwählen und zu interpretieren, dass diese die eigenen Erwartungen erfüllen.

Unter diesem Begriff wird über eine vermeintliche Tendenz diskutiert, bei der Individuen oder Gruppen (meist online) öffentlich angeprangert und boykottiert werden, etwa für als problematisch empfundene Aussagen oder Verhaltensweisen. Ziel ist es demnach, den Betroffenen ihre Plattform und ihren Einfluss zu entziehen. Der Begriff wird von vielen als rechter Kampfbegriff eingeschätzt, hat aber – ähnlich wie der Begriff der Call-Out Culture – seinen Ursprung in innerlinken Debatten.

Prinzip der wohlwollenden Interpretation: Das Principle of Charity ist ein Grundsatz aus der Philosophie und Rhetorik, wonach die Aussagen eines Sprechers oder einer Sprecherin auf möglichst rationale Weise interpretiert und im Falle eines Arguments die bestmögliche Interpretation in Betracht gezogen werden soll, einschließlich solcher Überlegungen, dass sich jemand vielleicht auch ungünstig ausgedrückt haben könnte, vielleicht sogar etwas anders sagen wollte. Es soll die Empfänger*innen von Aussagen dazu animieren, die Wahrheit oder Rationalität in den Aussagen des Gegenübers anzuerkennen, um einen vernunftgeleiteten, deliberativen Austausch zu ermöglichen.

Classifier: Ein Classifier oder Klassifikator beschreibt einen Algorithmus aus der Klasse des maschinellen Lernens, welcher eine Eingangsmenge von Daten in verschiedene Kategorien einteilt. Es wird unterschieden in überwachtes und unüberwachtes Lernen des Klassifikators (engl. supervised/unsupervised). Beim überwachten Lernen ist die Zielgröße der Eingangsdaten bekannt, wie bei unserem Classifier für die Protestaufrufe. Dies erfordert das Kodieren einer Datenmenge für das Training des Classifiers. Beim unüberwachten Lernen sind die Klassen zunächst unbekannt und der Algorithmus erlernt generelle Muster in den Daten. Diese können im Anschluss interpretiert werden. Mit dieser Methode wurde das Themenmodell erlernt.

Über eine bestimmte Beziehung verbundene Gruppe. Etwa über Followerschaften, Interaktionen wie Likes oder aber direkte Kommunikation wie das Weiterleiten von Posts oder deren Kommentierung. Speziell bei Kommunikationsnetzwerken wie in unserem Falle anhand Weiterleitungen von Telegram-Kanälen sollte angemerkt werden, dass die Beziehung erstmal keine exogene Faktoren wie die Ideologie der Akteure bzw. deren ideologische Nähe widerspiegelt, sondern deren explizite Interaktionsbeziehungen und ihr Interaktionsverhalten.

Das von Jürgen Elsässer geführte »Magazin für Souvernität« erhielt seine Relevanz im Kontext des »Friedenswinters« 2014/15. Hier trommelte Elsässer für eine Querfront linker und rechter Kriegsgegner*innen gegen einen Konflikt mit Russland. Später entwickelte Compact eine starke Nähe zur AfD. Der Verfassungsschutz stellte 2021 fest, dass das Magazin gesichert rechtsextremistisch sei. Im Kontext der Corona-Proteste nahm Compact einen aktiven Part bei der Mobilisierung ein. Was das Magazin besonders auszeichnet, ist der hohe Grad an Integration verschiedener Strömungen aus dem rechtsextremen und verschwörungsideologischen Spektrum.

D

Dänemarks Migrationspolitik gilt als eine der strengsten in Europa. Sie zielt darauf ab, die Zahl der Asylsuchenden zu minimieren, Integration durch Anforderungen wie Sprachkenntnisse zu fördern, und betont die Notwendigkeit, dass Migrant*innen zur Wirtschaft beitragen. Der Ansatz wird kontrovers diskutiert, da er strenge Wohnsitzauflagen und temporäre Aufenthaltsgenehmigungen beinhaltet und die Familienzusammenführung erschwert. Andererseits gilt es vielen als effektiv, um rechtsextreme Kräfte kleinzuhalten.

Ein Modus des Widerstands, in dem das politische System prinzipiell abgelehnt wird und mit radikalen Mitteln politische Veränderung herbeiführt werden soll. Im Gegensatz zum Modus der Opposition werden die Spielregeln des politischen Systems dezidiert abgelehnt und/oder bewusst überschritten.

Dogwhistling: Unter diesem Begriff versteht man eine rhetorische Figur, die damit arbeitet, dass politische Aussagen je nach Publikum unterschiedlich verstanden werden können. Der Begriff nimmt Bezug auf die Funktionen einer Hundepfeife, die hörbar für Hunde ist, aber nicht für Menschen. Analog werden politische Inhalte in codierten Botschaften von einer Zielgruppe erkannt, von einer breiten Masse jedoch nicht verstanden. So können auch Maßnahmen des Deplatformings oder der Zensur umgangen werden. Ob es sich im konkreten Fall aber wirklich um eine Codierungspraxis handelt, ist schwer festzustellen, eben weil Menschen sehr unterschiedlich kommunizieren und unterschiedliches meinen. Der Vorwurf des Dogwhistling läuft daher auch leicht Gefahr, ins Verschwörungstheoretische abzugleiten.

Dritter Weg: Der Dritte Weg ist eine neonationalsozialistische Bewegungspartei, die sich in der Tradition des nationalrevolutionären Aktivismus wähnt. Die Partei sammelt die oft überholten Kameradschaftsstrukturen auf und organisiert sich hierarchisch in Stützpunkten. Die Organisation ist international bestens vernetzt und orientiert sich in ihrem politischen Ansatz an einer starken Straßenpräsenz in Verbindung mit einem (vermeintlich) sozialen Aktivismus, mit dem sie insbesondere junge Menschen an die politische Ideologie des Nationalsozialismus heranführen.

Unter diesem Begriff ist ein methodologischer und theoretischer Ansatz zu verstehen, mit dem die Beziehung von Akteuren zu bestimmten Diskurselementen – so z.B. Themen, Argumente, Behauptungen, Narrative oder ganz spezifische Hassinhalte – dargestellt werden soll. Über die geteilte Diskurselemente können ferner auch Beziehungen von Akteuren untereinander abgeleitet werden, die auch jenseits von direkten und indirekten Interaktionen bestehen.

E

Protestgruppen mit hoher Spezifizierung ihrer Ziele, zumeist zugespitzt auf einen konkreten Teilaspekt in der Politik. Zu den Bewegungen dieser Art zählen etwa Anti-Hartz-Proteste oder Klimaproteste, im Gegensatz zu umfassenden sozialen Bewegungen mit einer breiteren Agenda. Jenen Gruppen wird eine geringe Eingriffstiefe prognostiziert.

Ethereum: Ethereum ist eine dezentrale Blockchain, die auch sog. Smart Contracts (Verträge) abbilden kann. Ether (ETH) ist die hiermit verknüpfte Kryptowährung und nach Bitcoin die zweitpopulärste (hinsichtlich der Marktkapitalisierung).

Endogenität: Um Kommunikationsnetzwerke analysieren zu können, müssen endogene wie auch exogene Netzwerkeffekte berücksichtigt werden. Endogene Effekte modellieren Verhalten aus der Netzwerkinteraktion heraus. Ein Beispiel wäre hierfür die Reziprozität. Leitet Akteur A Nachrichten von Akteur B weiter, könnte dies die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass B im Gegenzug Nachrichten von A weiterleitet. Exogene Variablen leiten sich nicht (ausschließlich) aus der Netzwerkinteraktion ab, sondern kommen von außerhalb, wirken sich aber auf die Netzwerkinteraktion aus. So kann etwa die Ideologie von Akteuren einen Einfluss auf ihre Kommunikationsbeziehungen zu anderen Akteuren haben, etwa wenn sie signifikant Inhalte von Akteuren der gleichen Ideologie weiterleiten. Um die Korrelation von exogenen Faktoren und Netzwerkinteraktion schätzen zu können, müssen auch endogene Faktoren kontrolliert werden, um erstere nicht überzubewerten.

Um Kommunikationsnetzwerke analysieren zu können, müssen endogene wie auch exogene Netzwerkeffekte berücksichtigt werden. Endogene Effekte modellieren Verhalten aus der Netzwerkinteraktion heraus. Ein Beispiel wäre hierfür die Reziprozität. Leitet Akteur A Nachrichten von Akteur B weiter, könnte dies die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass B im Gegenzug Nachrichten von A weiterleitet. Exogene Variablen leiten sich nicht (ausschließlich) aus der Netzwerkinteraktion ab, sondern kommen von außerhalb, wirken sich aber auf die Netzwerkinteraktion aus. So kann etwa die Ideologie von Akteuren einen Einfluss auf ihre Kommunikationsbeziehungen zu anderen Akteuren haben, etwa wenn sie signifikant Inhalte von Akteuren der gleichen Ideologie weiterleiten. Um die Korrelation von exogenen Faktoren und Netzwerkinteraktion schätzen zu können, müssen auch endogene Faktoren kontrolliert werden, um erstere nicht überzubewerten.

Die neurechte Kampagnenorganisation spielt sich in der Öffentlichkeit als Bürgerbündnis auf, das den Widerstand zwischen verschiedenen rechten Strömungen vereinen möchte. »Ein Prozent« wurde von dem Neofaschisten Philip Stein gegründet und ist insbesondere in Sachsen aktiv. Der Verein gibt sich bürgernah und organisiert beispielsweise die Unterstützung von Prozesskosten in aufsehenerregenden Fällen. Über ein vielfältiges Social-Media-Angebot möchte die Kadergruppe in die Breite wirken. Zugleich werden ihre Mitglieder als intellektuelle Vordenker in der Szene anerkannt.

F

Eine Fehlerklasse bei einem Klassifizierungsvorgang. Etwas wird fälschlicherweise als positiv klassifiziert, obwohl dem nicht so ist. Ein Beispiel wäre ein Corona-Test, der positiv ist, obwohl die Person gesund ist. Analog dazu beschriebe der False Negative den Fall, dass der Corona-Test negativ ist, obwohl die Person an Corona erkrankt ist.

Die von dem rechtsextremen Anwalt Martin Kohlmann gegründete Partei entstand im Kontext der Proteste gegen die Maßnahmen zur Pandemieeindämmung. Sie bietet einen Mobilisierungsrahmen für verschiedene rechte Kräfte in Sachsen. Die Freie Sachsen rufen in hoher Frequenz zu Demonstrationen auf, wobei sie dezidiert auf eine regionale Identität rekurrieren. Aufmerksamkeit bekam die Gruppe durch Forderungen nach einem »Säxit«, aber auch durch besonders radikale Rhetorik und einen professionellen Social-Media-Auftritt. Ableger gründeten sich in anderen Bundesländern.

G

Der Forschungsansatz der Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit bezieht sich auf unhinterfragte und feindselige Einstellungen gegenüber gesellschaftlich marginalisierten Gruppen. Besonders an diesem Ansatz ist, dass neben der Spezifik der jeweiligen Feindlichkeit von einem gemeinsamen ideologischen Kern ausgegangen wird. So hegen Personen mit vorurteilsgeleiteten Einstellungen gegenüber einer diskriminierten Gruppe, häufig auch Feindseligkeiten gegen eine andere soziale Gruppe. So könne von einem allgemeinen ideologischen Kern der Ungleichwertigkeit ausgegangen werden. Was jedoch in den Bedeutungszusammenhang einfließt, hängt nicht von den tatsächlichen Personen und ihren Gruppenzugehörigkeiten ab, sondern ist abhängig vom jeweiligen Ressentiment und bei jenen zu verorten, die abwerten und ausgrenzen.

The Great Reset wird in der Verschwörungsszene als geheimer Plan mächtiger Eliten verhandelt, die eine neue Weltordnung planen würden. Namentlich beziehen sich die Verschwörungsthesen auf eine Initiative des WEF und auf einen Titel von Schwabs Buch COVID-19: The Great Reset. Deren Ziele wurden wenig später aus dem Kontext gerissen und für die Verschwörungserzählung adaptiert. Demnach sei das Corona-Virus nur der notwendige Auslöser gewesen, um die disruptiven Veränderungen globalen Ausmaßes zu legitimieren.

Hierbei handelt es sich um Erzählungen, die etablierte oder konkurrierende bzw. gegnerische Perspektiven infragestellen, entweder um soziale Veränderungen zu fördern oder als falsch wahrgenommene Sichtweisen zu bekämpfen. Insofern sie stets auf eine andere Perspektive bezogen sind, die etwa widerlegt werden soll, sind sie von alternativen Erzählungen zu unterscheiden, die eine genuin eigene Perspektive fördern sollen und sich weniger an einer anderen abarbeiten.

Moral Grandstanding: Das Konzept meint das Verhaltensmuster, dass sich Menschen in öffentlichen Diskursen moralisch aufspielen bzw. überhöhen aus dem Verlangen heraus, von einer bestimmten Gruppe als besonders respektabel anerkannt zu werden. Das moralische Urteil über andere dient dabei als Mittel der eigenen sozialen Anerkennung. Gerade in digitalen Diskursen, die besonders laut und schrill sind, ist dies eine verlockende Methode um bei der eigenen Bezugsgruppe überhaupt gehört zu werden und credits einzufahren.

Geist von 1914: Als solcher wie die nationalistische, zum Teil euphorische Stimmung großer Teile der deutschen Bevölkerung zu Beginn des Ersten Weltkriegs bezeichnet. Demnach sei die Gesellschaft mit Kriegsbeginn im August 1914 zusammengerückt und habe ihren volksgemeinschaftlichen Geist entdeckt (sogenanntes Augusterlebnis). Lange wurde dies historiografisch so dargestellt, als haben sich die Deutschen über alle Grenzen von Klasse und Ideologie hinweg diesem Geist ergeben. Indessen ist allerdings umstritten, wie übergreifend dieser spirituelle Impuls wirklich war. Mit Sicherheit kann aber gesagt werden, dass insbesondere nationalistische Kräfte die gesellschaftliche Stimmung so gedeutet und im Folgenden mystifiziert haben.

H

Meint ursprünglich ein Verhältnis in den internationalen Beziehungen, bei dem Staaten ohne große Konflikte koexistieren, aber auch nicht kooperieren. Das Konzept findet darüber hinaus auch Anwendung etwa in Arbeiten zu den (transnationalen) Beziehungen von politischen Organisationen. Idealtypisch beinhaltet Harmonie, dass die Handlungen eines Akteurs automatisch auch einem anderen Akteur zugute kommen, da ihre Interessen konvergieren. In der Realität finden sich aber eher nur situationsbezogene Momente der Harmonie, die neben einem allgemeinen Kooperations- oder Konfliktverhältnis bestehen, etwa eine selbstständige politische Initiative von Konkurent*innen oder Gegner*innen auch im eigenen Sinne ist.

Die Bezeichnung umfasst Gruppen und Individuen, die sich organisiert und unorganisiert an Dynamiken beteiligen, die Hass im Netz verbreiten. Der Begriff ist relativ in dem Sinne, dass er, je nach Kontext, individuelle oder kollektive Subjekte meinen kann, etwa eine Gruppe, Organisation oder gar ein (gut vernetztes) Milieu. Fluide wiederum ist er in dem Sinne, dass Hass als weitverbreitete menschliche Emotion ein unscharfer Begriff ist. Für uns von Relevanz sind Akteure, die »gefährliche Rede« verbreiten, also solche Narrative transportieren, die eine bestimmte Menschengruppe als besonders problematisch oder gar Bedrohung definieren – die notwendige Bedingung für politischen Hass.

I

Unter dem Begriff werden zuweilen islamistische Strömungen und Organisationen zusammengefasst, die entweder von faschistischen Ideen beeinflusst sind oder bestimmte Muster aufweisen, die sich zum Faschismus äquivalent verhalten. Dazu zählen neben einem (eliminatorischen) Antisemitismus insbesondere autoritäre Politik- und Staatsvorstellungen sowie ein Freund-Feind-Denken, das die Gemeinschaft aggressiv nach außen und innen durch einen extremen Einheitskult abgrenzt. Verwiesen wird etwa auf quasi-volksgemeinschaftliche Vorstellungen der Umma, die keinerlei Abweichungen im politischen und sozialen Verhalten dulden.

Der Kommunikationswissenschaftler Bernhard Pörksen beschreibt mit dieser Metapher, dass ähnlich wie bei der Geldwäsche der Ursprung oder die ursprüngliche Intention einer Information durch ihre stetige Weitergabe bis zur Unkenntlichkeit entfremdet wird. Informationen werden dabei aus dem Kontext gerissen und umgedeutet. Dabei gehen Quellen im Prozess des Kopierens, Teilens und Verlinkens verloren oder werden bewusst unterschlagen.

Identitäre Bewegung: Die Identitäre Bewegung ist eine sich als Jugendbewegung inszenierende Gruppe von Rechtsextremen, die sich ausgehend von Frankreich in mehreren europäischen Ländern etablierte. Sie mobilisiert gegen Islam, Migration und die liberale Demokratie insbesondere über die strategische Nutzung sozialer Medien. Sie entwickelte hierbei ein rechtsextremes Politikmodell, das Online- und Offline-Repertoires miteinander verschränkte und eher über mediales Echo an Bedeutung gewann als über eine breite Basis. Seit 2016 wird sie vom Bundesamt für Verfassungsschutz als extremistischer Verdachtsfall beobachtet.

Info-Direkt: Info-Direkt ist eine rechtsextreme Zeitschrift aus Österreich, die sechs Mal jährlich erscheint und eine breite Online-Präsenz hat. Die Zeitschrift möchte Brücken bauen zwischen verschiedenen demokratiefeindlichen Milieus und inkludiert dabei auch stärker den Netzaktivismus von Rechts. Die Zeitschrift ist bestens in Deutschland vernetzt.

Identitäre Bewegung: Die Identitäre Bewegung ist eine sich als Jugendbewegung inszenierende Gruppe von Rechtsextremen, die sich ausgehend von Frankreich in mehreren europäischen Ländern etablierte. Sie mobilisiert gegen Islam, Migration und die liberale Demokratie insbesondere über die strategische Nutzung sozialer Medien. Sie entwickelte hierbei ein rechtsextremes Politikmodell, das Online- und Offline-Repertoires miteinander verschränkte und eher über mediales Echo an Bedeutung gewann als über eine breite Basis. Seit 2016 wird sie vom Bundesamt für Verfassungsschutz als extremistischer Verdachtsfall beobachtet.

J

Junge Freiheit: Die Junge Freiheit ist ein in rechtsalternativen Kontexten etabliertes Wochenblatt, das Brücken zwischen konservativen und rechtsextremen Kreisen schlägt. Viele Autoren werden der Neuen Rechten zugerechnet. Zugleich tritt die Zeitung vermehrt online auf und engagiert sich auch aktivistisch bspw. mit Petitionen.

K

Mit dem Fight-or-Flight-Syndrom, wie es im Englischen genannt wird, bezeichnet man in der Biologie eine bestimmte Reaktion des Körpers auf eine akute Stresssituation. Dabei werden bestimmte Hormone ausgeschüttet, die dem Körper schnell Energie liefern, um sich aus einer gefährlichen Situation zu befreien.

Kontextzusammenbruch: Das Konzept des Context Collapse verweist auf die Eigenschaft sozialer Medien, dass Informationen, die eher für eine Zielgruppe bestimmt sind, auch anderen Zielgruppen zugänglich sind, die mit dieser Information schlecht umgehen können. Dadurch, dass alle Menschen im gleichen Kommunikationsraum kommunizieren, werden verschiedene Beiträge unterschiedlich gewertet und die Intention des Urhebers kann durch die Verbreitung in bestimmten Kontexten verfremdet werden. So kann der Slang der einen Gruppe die Hassrede der anderen sein.

Kopp-Verlag: Der Kopp-Verlag ist ein rechtsextremer Medienverlag und Versandhandel, der neben Büchern auch allerlei Ernährungs- und Kosmetikprodukte vertreibt. Seit mehreren Jahren spezialisiert sich der Shop auf Outdoor- und Survival-Produkte, wobei er Prepper-Diskurse nutzt, um überteuerte Waren zu verkaufen, die im Fall eines Blackouts das Überleben sichern sollen.

Kryptowährungen: Kryptowährungen sind digitale Vermögenswerte, die auch als Tauschmittel fungieren. Einzelne Vermögenszuschreibungen sind dabei in einer verteilten Datenbank, in der Regel einer sogenannten Blockchain (siehe Blockchain), festgehalten.

Korporatismus: Im weitesten Sinne ist damit ein System der Interessenvermittlung zwischen wirtschaftlichen bzw. sozialen Gruppen gemeint, das nicht durch Konflikt, sondern durch Kooperation geprägt ist. Speziell im autoritären Korporatismus faschistischer Prägung realisierte man dies durch Einheitsverbände mit Zwangsmitgliedschaft (z.B. Deutsche Arbeitsfront), die in die Politik der Regime eingebunden wurden – in Italien gar über eine pseudo-parlamentarische Kammer von Wirtschaftsorganisationen. Das Ergebnis war ein Quasi-Ständestaat, in dem der Klassenkampf eingefroren war. Im liberalen Korporatismus sind Elemente dieser Idee abgeschwächt vorhanden, etwa in Form der sogenannten Sozialpartnerschaft. Auch hier sollen Klassenkonflikte hinter nationale Interessen (»Standort«) zurücktreten, ohne sie allerdings zu leugnen. Das Ergebnis ist ein »institutionalisierter Klassenkampf« in Form regulierender Gewerkschafts- und Streikrechte.

Klassifikator: Ein Classifier oder Klassifikator beschreibt einen Algorithmus aus der Klasse des maschinellen Lernens, welcher eine Eingangsmenge von Daten in verschiedene Kategorien einteilt. Es wird unterschieden in überwachtes und unüberwachtes Lernen des Klassifikators (engl. supervised/unsupervised). Beim überwachten Lernen ist die Zielgröße der Eingangsdaten bekannt, wie bei unserem Classifier für die Protestaufrufe. Dies erfordert das Kodieren einer Datenmenge für das Training des Classifiers. Beim unüberwachten Lernen sind die Klassen zunächst unbekannt und der Algorithmus erlernt generelle Muster in den Daten. Diese können im Anschluss interpretiert werden. Mit dieser Methode wurde das Themenmodell erlernt.

L

Das Akronym (manchmal auch LGBTIQA+) stammt aus aktivistischen Kreisen und fasst Gruppen zusammen, die laut queer theory von der heteronormativen Ordnung abweichen. Es wurde in Medien, Politik und auch Wissenschaft von vielen übernommen, um Awareness zu demonstrieren, ist unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten aber problembehaftet, weil es Gruppen mit verschiedenen Problemen, Interessen und Bedürfnissen homogenisiert. So bleibt der analytische Nutzen einer Kategorie, die ganz unterschiedliche Phänomene (sexuelle Orientierung, Geschlechtsinkongruenz, Intergeschlechtlichkeit, Geschlechtsidentität usw.) zusammenfasst fraglich, auch weil es Differenzen und Konflikte zwischen den Gruppen verblendet. Außerdem leidet das Akronym an einer begrifflichen Inkonsistenz, weil etwa “queer” eigentlich eine bestimmte geschlechtspolitische Einstellung meint, wahlweise aber zum Synonym für die gelisteten Gruppen oder non-binäre Identitäten avancierte, weswegen er zuweilen Ober- und Unterkategorie zugleich sein soll.

Literacy kann als Lese- und Schreibkompetenz übersetzt werden, die auch Interpretations- und Abstraktionsfähigkeiten beinhaltet. Im Zusammenhang mit Memes gibt es notwendige Kompetenzen, die vorhanden sein müssen, um z.B. technisch in der Lage zu sein, ein Meme zu erstellen oder über ausreichend Kontextwissen zu verfügen, um die (pop)kulturellen Bezüge einordnen zu können.

M

Das Wort Meme (im Deutschen auch oft Mem) stammt aus der Evolutionsforschung Richard Dawkins, der damit ein im Gehirn gespeichertes, ins Bewusstsein abrufbares Informationsmuster definierte, das sich ähnlich wie ein Gen – nur auf kultureller Ebene – über Generationen weiterverbreitet. In digitalen Kontexten wurde diese Idee auf sich viral verbreitende Aussagen, Bilder und Videos übertragen. Memes sind daher nicht an bestimmte Formate gebunden, oft stehen aber humoristische Bilder im Zentrum der Aufmerksamkeit.

Während des Wahlkampfes um das Präsidentenamt in den USA riefen verschiedene rechtsextreme Gruppen einen sogenannten Meme-Krieg aus, in dem sich mit orchestrierten Angriffen, Hasskampagnen und Trolling Manövern eine rechte Hegemonie zur Unterstützung von Donald Trump online erkämpft werden sollte. Anschließend an diesen Zyklus wurde das Prinzip des Meme-Krieges auf andere Kontexte übertragen.

Als »mitte-links« werden zum einen Akteure bezeichnet, die zwischen der konservativen Mitte und dem linken Rand des Parteienspektrums zu verorten sind; im deutschen Kontext etwa die SPD. Zum anderen werden damit auch Zusammenarbeiten zwischen Parteien der Mitte, auch konservativen (also mitte-rechts), und solchen aus dem linken Teil des Parteienspektrums bezeichnet. Wenn wir in Anlehnung an letzterer Lesart, die auch Mitte-rechts-Akteure potentiell einschließt, von einem Mitte-links-Spektrum sprechen, meinen wir alle Akteure von links bis mitte-rechts, die sich in Opposition zu Rechtsaußen befinden. Gleichwohl bleibt der Begriff behelfsmäßig, da die Grenze hier durch konservative Parteien selbst – zwischen post- und rechtskonservativem Flügel – verlaufen kann.

Im neurechten Strategiediskurs meint der Begriff den Kampf um kulturelle Hegemonie und die Beeinflussung des vorpolitischen Raums, also der kulturellen und ideologischen Grundlagen einer Gesellschaft. Er umfasst die Arbeit an den normativen Ideen und Werten, die politische Prozesse und Entscheidungen indirekt steuern, mit dem Ziel, langfristige Veränderungen in der politischen Kultur und im öffentlichen Diskurs herbeizuführen. Metapolitik geht über die alltägliche Parteipolitik hinaus und adressiert die tiefer liegenden Annahmen, Überzeugungen und Präferenzen, die das politische Handeln prägen.

Milieumanager: In der Rechtsextremismusforschung spricht man von Bewegungsunternehmern, die in der Bewegung die Zügel zusammenhalten und übergreifend finanzielle und ideelle Ressourcen aufwenden, um Kader auszubilden und Wissen weiterzugeben. In einem stärker unstrukturierten und über digitale Auftritte zusammengehaltenen Milieu, wie wir es heute vorfinden, bilden sich aus dem Wust von Kanälen autoritative Personen heraus, die einen erheblichen Einfluss auf das Feld ausüben, indem sie andere unterstützen und/oder gemeinsam Kampagnen aufziehen. Ein Beispiel für solche Milieumanager ist der Verschwörungsideologe Oliver Janich.

Mastodon: Mastodon ist ein alternativer Kurznachrichtendienst, der dezentral auf mehreren Servern (Instanzen) organisiert ist, welche von verschiedenen Organisationen, Vereinen und Einzelpersonen verantwortet werden. Mastodon verwehrt sich kommerziellen Einflüssen und einer algorithmischen Ordnung von Inhalten

Dieser Begriff ist an das Konzept des Masterframes aus der Forschung zu sozialen Bewegungen angelehnt, das eine übergreifende Rahmung von Protestzyklen beschreibt, die einer sozialen Bewegung gemeinsamen Sinn verleiht. »Masternarrativ« meint im übertragenen Sinne eine Art große Erzählung, die ein politisches Milieu oder Spektrum teilt und integrierend auf dessen verschiedenen Erzählungen wirkt. Entsprechend muss ein erfolgreiches Masternarrativ flexibel genug sein, um verschiedene Akteure und Interessen verbinden zu können. Beispielsweise werden im Falle des »Bevölkerungsaustausches« von rechter Seite Überfremdungsängste, Ethnozentrismus und Elitenkritik, aber auch diverse Verschwörungserzählungen miteinander verschränkt.

Der Grad eines Knoten ist gleich der Anzahl der Kanten, die er besitzt. Der mittlere Grad ist der Durchschnitt über alle Knoten. Ein hoher mittlerer Grad deutet auf eine hohe Vernetzung hin.

Diese ist definiert durch die durchschnittliche Anzahl von Schritten entlang der kürzesten Pfade für alle möglichen Paare von Netzwerkknoten. Ein kleiner Wert spricht für eine hohe Effizienz des Netzwerkes. Das heißt, dass Nachrichten schnell an jeden Punkt des Netzwerkes verteilt werden können.

N

Im sozialwissenschaftlichen Sinne versteht man darunter sinnstiftende Erzählungen, die Einfluss auf die Wahrnehmung der Welt haben, insofern sie ein Deutungsangebot für gesellschaftliche Erscheinungen samt Emotionen transportieren. Als Modewort wird der Begriff häufig nur als Synonym für Themen und Schlagwörter verwendet, die etwa einer Bewegung eigen sind. In einem analytischen Sinne ist der Begriff allerdings voraussetzungsreicher; es sollten mindestens diagnostische und prognostische Elemente benannt werden können, aus denen Normen und Ziele, ja auch eine Moral der Geschichte erkennbar werden.

Die Neue Rechte ist eine Strömung des Rechtsextremismus, die über die kulturelle Ebene politischen Wandel hervorrufen will. Zu dieser metapolitischen Strategie zählt unter anderem die publizistische Tätigkeit, mit der auf den öffentlichen Diskurs und auf die konservative Rechte eingewirkt werden soll. Das Netzwerk der Neuen Rechten gilt als Stichwortgeber und Kaderschmiede für verschiedene Bewegungen und Parteien der äußersten Rechten. Zentraler Bezugspunkt ist das von Götz Kubitschek geleitete Institut für Staatspolitik sowie aus seinem Umfeld herausgegebene Blogs, Zeitschriften und Verlage.

Hierbei handelt es sich um eine Reihe ethischer Grundsätze für die Forschung an Menschen, formuliert nach den Ärzteprozessen in Nürnberg nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Kodex verlangt eine freiwillige Zustimmung der Versuchspersonen, fordert, dass Experimente auch wirklich Nutzen versprechen und unnötiges Leid vermeiden sowie dass eine fundierte Risikoabschätzung vorgenommen wird. Er legte den Grundstein für moderne Forschungsethik und den Schutz der Menschenrechte in der medizinischen Forschung.

Nationalbolschewismus: Der Nationalbolschewismus speiste sich nicht nur aus nationalistischen KPDlern, sondern umfasst auch rechte Konservative, wie z.B. Ernst Niekisch, die in der bolschewistischen Einparteienherrschaft ein Vorbild sahen, um – entgegen marxistischer Vorstellungen – den Klassenkampf zugunsten einer nationalen Gemeinschaft aufzulösen. Insofern handelt es sich bei Teilen dieses Phänomens nicht mal um nominelle Kommunisten, sondern eher um Nationalrevolutionäre. Ferner wird der Begriff auch mit der kurzzeitig nationalistisch angehauchten Programmatik der KPD von 1923 (der. sog. Schlageter-Kurs) in Verbindung gebracht, dessen Einordnung sich allerdings schwieriger gestaltet.

NPD: Die NPD ist die älteste rechtsextreme Partei in der Bundesrepublik, die in ihren knapp sechs Jahrzehnten der politischen Agitation sich als ein zentraler Anker für rechtsextremen Aktivismus etabliert hat. Ende der 2000er Jahre zog die NPD in mehrere Landtage ein, trotz der offenen Verherrlichung des Nationalsozialismus von einem großen Teil der Partei. Wiederholt wurde versucht, die Partei zu verbieten, was jedoch misslang. Seit dem Aufstieg der AfD hat die NPD ihre regionale Stärke einbüßen müssen und ist nun weitgehend abgeschlagen im rechten Mosaik.

NIMBY-Protest: Solche Proteste wehren sich gegen bestimmte Veränderungen im nahen Lebensumfeld (daher: »Not In My Backyard«), weil Protestierende selbst Nachteile empfinden. Es geht in den Protesten oft nicht um generelle politische Veränderungen, wenngleich vor Ort gefühlte Ungerechtigkeiten auch andernorts auf Interesse stoßen. Der Protest gegen Moscheen oder Flüchtlingsunterkünfte in der Nachbarschaft etwa gilt in rechten Kontexten als paradigmatisch. Die Beschwörung eines Konflikts zwischen Etablierten und »Eindringlingen« adressiert auch Menschen jenseits klarer politischer Überzeugungen.

Nordkreuz war ein über digitale Chatgruppen organisiertes Netzwerk von rechtsextremen Preppern, die einen Umsturz planten und sich für einen sogenannten Tag X vorbereiteten, an dem die politische Ordnung zusammenbreche. Hierzu wurden Feindeslisten erstellt und Schießtrainings durchgeführt. 2017 wurde die insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern beheimatete Gruppe aufgedeckt. Seitdem wurden verschiedene Verfahren gegen Mitglieder durchgeführt.

O

Findet dann statt, wenn eine Person oder Entität zu vielen anderen kommuniziert, diese aber nicht antworten können. Ein klassisches Beispiel wäre ein Radio- oder TV-Sender, dessen Programm von vielen Menschen empfangen oder konsumiert wird. Ähnlich verhält es sich auch bei öffentlichen Telegramkanälen. Many-to-Many-Kommunikation hingegen bezeichnet eine Diskussion aus mehreren gleichwertigen Teilnehmer*innen.

Unter Outdegree versteht man die Anzahl der ausgehenden Verbindungen von einem Knoten. Bei unseren Kommunikationsnetzwerken auf Telegram kann man daran ablesen, wie viele Akteure den Kanal teilen. Analog definiert sich der Indegree, nur dass wir hier von eingehenden Verbindungen sprechen. Um beim Telegram-Beispiel zu bleiben, wäre das dann die Anzahl an anderen Akteuren, die unser Knoten teilt.

Ordnungssicherheit: So bezeichnete der Soziologe Heinrich Popitz »eine gewisse Verläßlichkeit der eigenen Orientierung innerhalb der bestehenden Ordnung, eine gewisse Voraussicht der zu erwartenden Reaktionen«. Die Beteiligten wissen also, woran sie sind; sie kennen in etwa die Konsequenzen etwaiger Handlungsentscheidungen, so dass eine kollektive Konformität Form annimmt, auch wenn die Ordnung eine ungerechte ist. Das Konzept lässt sich auch auf die internationalen Beziehungen übertragen, wo stets nach bestimmten Regeln gespielt wird, so fehlerhaft die Beteiligten die Ordnung auch empfinden mögen. Werden wichtige Akteure aber unberechenbar, erodiert der Glauben an bisherige (diplomatische) Praxen.

Outdegree und Indegree: Unter Outdegree versteht man die Anzahl der ausgehenden Verbindungen von einem Knoten. Bei unseren Kommunikationsnetzwerken auf Telegram kann man daran ablesen, wie viele Akteure den Kanal teilen. Analog definiert sich der Indegree, nur dass wir hier von eingehenden Verbindungen sprechen. Um beim Telegram-Beispiel zu bleiben, wäre das dann die Anzahl an anderen Akteuren, die unser Knoten teilt.

P

Persuasion bezeichnet den Prozess, in dem eine Person (der Überzeugende) versucht, die Einstellungen, Überzeugungen, Meinungen oder Verhaltensweisen einer anderen Person oder Gruppe (dem Überzeugten) durch kommunikative Mittel, ohne Anwendung von Zwang oder Gewalt, zu ändern. Dies kann durch verschiedene Kommunikationsformen geschehen, einschließlich, aber nicht beschränkt auf, Argumentation, Rhetorik, Metaphern, Narrationen und visuelle Botschaften.

Der Begriff beschreibt ein netzkulturelles Phänomen, wonach es unmöglich ist, eine problematische Sichtweise so zu parodieren, dass die Parodie nicht von einigen als ernst gemeinte Aussage des Parodierenden missverstanden wird. Es tritt auf, wenn Trolling und Ernsthaftigkeit sich miteinander vermischen und die fehlende Grundlage der Verständigung eine Diskussion ins Absurde führt.

Das Principle of Charity ist ein Grundsatz aus der Philosophie und Rhetorik, wonach die Aussagen eines Sprechers oder einer Sprecherin auf möglichst rationale Weise interpretiert und im Falle eines Arguments die bestmögliche Interpretation in Betracht gezogen werden soll, einschließlich solcher Überlegungen, dass sich jemand vielleicht auch ungünstig ausgedrückt haben könnte, vielleicht sogar etwas anders sagen wollte. Es soll die Empfänger*innen von Aussagen dazu animieren, die Wahrheit oder Rationalität in den Aussagen des Gegenübers anzuerkennen, um einen vernunftgeleiteten, deliberativen Austausch zu ermöglichen.

So bezeichnen wir eine politische Haltung, die traditionell konservative Werte weiterhin anerkennt, aber auch offen ist für progressive Ansätze, etwa in sozialen, ökologischen und migrationspolitischen Fragen. In Bezug auf die CDU ist hier öffentlich meist von einem liberalen oder modernen Flügel die Rede – in der Regel mit dem Einfluss Angela Merkels assoziiert –, allerdings sind diese Begriffe aufgrund ihrer Ambivalenz weniger trennscharf als der von uns vorgeschlagene.

Pegida: Eine politische Bewegung, die seit 2014 gegen die »Islamisierung des Abendlandes« insbesondere in Dresden auf die Straße geht und in den folgenden Jahren Ableger in mehreren Städten herausbildete. Zu ihren Hochzeiten hatten PEGIDA-Demos bis zu 25.000 Teilnehmende, oftmals als »Spaziergänge« bezeichnet. PEGIDA gilt als paradigmatisch für dauerhafte Proteste und sprach viele Menschen außerhalb politischer Strukturen an. Sie steht zudem eng in Kontakt mit Akteuren wie der Identitären Bewegung oder der AfD.

Mit diesem Begriff werden Akteure beschrieben, die sich auf Katastrophenszenarien vorbereiten, indem sie Vorräte anlegen, Krisenvorsorge betreiben und/oder den Selbstschutz organisieren. Das Spektrum der Prepper reicht von individuellen Hamsterkäufer*innen bis hin zu rechtsextremen Gruppen, die einen Tag X herbeisehnen. Sie eint das Misstrauen auf demokratische Institutionen, die Bevölkerung versorgen oder eine sichere Ordnung garantieren zu können.

Hierbei handelt es sich um einen Fachbegriff aus der Psychologie. Er beruht auf der Annahme, dass die Verarbeitung eines Reizes dadurch beeinflusst wird, dass ein vorangegangener Reiz implizite Gedächtnisinhalte aktiviert hat. Durch ein solches Priming kann bewirkt werden, dass die Thematisierung von bestimmten Inhalten ungewollte Assoziationen und Ängste hervorruft, sofern diese kognitiv vorher schon verbunden waren.

Q

QAnon: Meint einen verschwörungsideologischen Kult, der sich um falsche Behauptungen dreht, die von einer anonymen Person (bekannt als »Q«) aufgestellt wurden. Ihre Erzählung besagt, dass satanische, kannibalistische Eliten einen globalen Ring für systematischen Kindesmissbrauch betreiben. Entstanden während Trumps Präsidentschaft, wird von einem tiefen Staat ausgegangen, der die Regierung kontrolliere.

Querdenken-Bewegung: Eine politische Bewegung, die sich im Kontext der Proteste gegen die Covid-19-Pandemie gegründet hat und Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Maßnahmen zu ihrer Eindämmung mit einer radikalen Kritik an demokratischen Institutionen verbindet.

R

Reconquista Germanica: Reconquista Germanica war ein rechtsextremes Online-Netzwerk, das um die Bundestagswahl 2017 in Erscheinung trat. Über einen Discord-Kanal vernetzten sich zwischenzeitlich über 5.000 Mitglieder, die wiederholt koordiniert in den sozialen Medien auftraten und politische Diskurse versuchten zu manipulieren. Aufgebaut wurde dieses Projekt von einem rechtsextremen Youtuber, involviert waren unter anderem Mitglieder der NPD, AfD und der Identitären Bewegung.

Retweetnetzwerke: Retweetnetzwerke stellen eine Interaktionsform auf Twitter dar. Die Twitter-Nutzer*innen bekommen eine Verbindung, wenn sie Inhalte voneinander durch Retweeten teilen. Hieraus kann man durchaus eine inhaltliche Affirmation ableiten, da sich die Gepflogenheit etabliert hat, Nachrichten aus dem gegnerischen politischen Lager lediglich mittels Screenshot zu teilen, um diesen keine größere Reichweite zu verschaffen.

S

Eine self-fulfilling prophecy meint eine Vorhersage bzw. Befürchtung, die Akteure etwa abwenden wollen, letztlich aber durch genau diese Bemühungen wahr gemacht wird. Demnach führt der Glaube an ein bestimmtes Ergebnis zu Handlungen, die im Zusammenspiel mit einer komplexen Umwelt die entsprechenden Prozesse auslösen. Diese psycho-soziale Dynamik zeigt, wie Erwartungen die Realität beeinflussen können, unabhängig davon, ob die ursprüngliche Annahme wahr ist oder nicht. Sie spielt in verschiedenen Bereichen wie Soziologie, Psychologie und Wirtschaft eine Rolle.

Sockenpuppen: Sockenpuppen-Accounts meinen im Netzjargon Mehrfachkonten, die sich ein User anlegt, um sich damit bspw. eine andere Identität zuzulegen. Ein User kann dabei verschiedene Konten koordinieren und so manipulativ wirken, da die Zielgruppe denkt, es handele sich um eine reale Person. Oft synonym verwendet wird der Begriff Fake Account.

Situationsdefinition: Als Situationsdefinition bezeichnet man die Wahrnehmung einer Lage durch handelnde Akteure. Diese stellen stets eine Art Diagnose darüber an, wie die Welt bzw. ein Ausschnitt von ihr beschaffen ist. Dazu zählt zunächst einmal eine Deutung der Umstände, aber auch der Verhältnisse, einschließlich von Annahmen, welche Reaktionen auf bestimmte Aktionen zu erwarten sind. Dem sogenannten Thomas-Theorem zufolge leitet sich daraus das Handeln jeweiliger Akteure ab. In diesem Sinne sind dann auch Situationsdefinitionen realitätsbildend. Denn wenn Menschen, so das Theorem, Situationen als wirklich definieren, seien diese in ihren Konsequenzen wirklich.

Snowballsampling: Das Schneeball-Verfahren bezeichnet ein Stichprobenverfahren in den Sozialwissenschaften, das über interpersonale oder -gruppale Verbindungen eine Grundgesamtheit herstellt, über die sich dann allgemeinere Aussagen treffen lassen. Im digitalen Kontext handelt es sich bei den Verbindungen etwa um Nachrichtenweiterleitungen, Retweets oder Follows. Analog wird zumeist Ähnlichkeit zwischen derart verbundenen Akteuren angenommen. Dafür muss zusätzlich evaluiert werden, inwieweit die Verbindungen Ausdruck eines negativen Referenzsystems sein könnten.

Das Schneeball-Verfahren bezeichnet ein Stichprobenverfahren in den Sozialwissenschaften, das über interpersonale oder -gruppale Verbindungen eine Grundgesamtheit herstellt, über die sich dann allgemeinere Aussagen treffen lassen. Im digitalen Kontext handelt es sich bei den Verbindungen etwa um Nachrichtenweiterleitungen, Retweets oder Follows. Analog wird zumeist eine Ähnlichkeit zwischen derart verbundenen Akteuren angenommen. Dafür muss zusätzlich evaluiert werden, inwieweit die Verbindungen Ausdruck eines negativen Referenzsystems sein könnten.

Die »Sezession« ist ein einflussreiches Theorie- und Debattenblatt der Neuen Rechten. Sie erscheint zweimonatlich und wird begleitet von einem Blog, auf dem verschiedene Akteure der Neuen Rechten Kolumnen schreiben. Sie hat nicht den Anspruch als breites Organ zu fungieren, sondern richtet sich an die ideologisch gefestigte Gefolgschaft.

T

Als solche können Reizthemen gelten, die auf der einen oder der anderen Seite einer Kommunikationsbeziehung für politische Emotionen sorgen, die polarisierend wirken. Reizthemen haben es an sich, dass die Normen und Werte der Streitparteien nicht mal so weit auseinander liegen müssen, das, was als legitime Sichtweise auf das jeweilige Thema gilt, aber subjektiv sehr eng definiert ist.

Topic-Modelling: Themenmodelle sind statistische Modelle zur Beschreibung der latenten Themen, welche in einer Menge von Dokumenten vorkommen, wobei jedes Thema durch eine Wahrscheinlichkeitsverteilung von Wörtern beschrieben wird. Die zugrundeliegende Annahme ist dabei, dass sich ein Thema durch die gehäufte Verwendung charakteristischer Wörter auszeichnet.

Tribalismus: Tribalismus bezeichnet u.a. ein soziales Phänomen, wonach sich individuelle Positionierungen immer relational zu konkreten Bezugsgruppen definieren. Das heißt, dass die Gruppenmeinung oft unkritisch übernommen und nicht mehr hinterfragt wird. Die Positionen einen anderen Gruppe werden äquivalent misstrauisch begegnet und es wird nicht selten die gegenteilige Meinung aus Prinzip, zwecks Loyalität zum eigenen Stamm eingenommen – ohne dass diese rational begründet werden könnte.

Trolling: Trolling ist eine digitale Verhaltensweise, die mit provokativen Mitteln Erheiterung in einer bestimmten Gruppe erzeugen will. Oft möchten Trolle einer anderen Person schaden, indem auf deren Rücken Schadenfreude erzeugt wird. Trolling stammt aus der frühen Internetkultur und richtete sich ursprünglich gegen eine zu stark verregelte Kommunikation in digitalen Räumen. Seit Mitte der 2010er Jahre ist es ein Mittel von Hassakteuren, politische Gegner anzugreifen.

Third Position: Eine nationalrevolutionäre Spielart des Neofaschismus, die in ihren unverblümt antikapitalistischen Formen für eine radikal neue Weltordnung einsteht, in der insbesondere die Dominanz des angenommenen Wirtschafts-, Kultur- und Militärimperialismus der USA gebrochen wird. Sie strebt eine Neuausrichtung der internationalen Beziehungen an und unterstützt blockfreie Ländern, wenn sie sich im Konflikt mit den USA oder der ehemaligen Sowjetunion befinden.

Telegram: Der Messenger-Dienst Telegram existiert seit 2013 und wird vom russischen Dissidenten Pavel Durov geführt. Durov hat in Russland das soziale Netzwerk VK gegründet und ging mit Telegram ins Exil, nachdem die russische Regierung den Messenger unter seine Kontrolle bringen wollte. In osteuropäischen Ländern ist der Dienst das primäre private und soziale Kommunikationsmedium. In Deutschland ist Telegram insbesondere in die Kritik geraten, weil das Unternehmen nicht (genug) gegen illegale Machenschaften auf der Plattform vorgeht. In demokratiefeindlichen Kreisen hat der Dienst Kultcharakter, insbesondere seit Beginn der Pandemie und des zunehmend restriktiven Verhaltens von Mainstream-Plattformen.

V

Der Begriff wurde von eher konservativen Akteuren geprägt und soll den Umstand bezeichnen, dass insbesondere sogenannte woke Akteure zu kulturellen Praxen neigen, die nicht unbedingt ihrem deklarierten Zweck, sondern der Zurschaustellung einer höheren Moral dienten. Er wird zum einen als Kampfbegriff verwendet, lässt sich aber auch wissenschaftlich, etwa mit analogen Konzepten aus der Moralpsychologie, fundieren.

Dieses Konzept meint die Auffassung, dass Fairness in den Prozessen und Verfahren, die zu einer Entscheidung oder einem Urteil führen, wesentlich sind. Es geht nicht nur um das Ergebnis, sondern darum, dass alle Beteiligten fair behandelt werden, Transparenz herrscht und die Regeln konsistent angewendet werden. Verfahrensgerechtigkeit stärkt die Legitimität und Akzeptanz von Entscheidungen, indem sie sicherstellt, dass der Entscheidungsfindungsprozess gerecht und unvoreingenommen ist.

Verantwortungs- und Gessinungsethik: Unter diesem Begriffspaar ist eine idealtypische Unterscheidung des Soziologen Max Weber zu verstehen. Theoretisch nicht sonderlich ausbuchstabiert, soll dieses Konzept zwei differente Handlungslogiken benennen: einerseits jene, die die Konsequenzen des eigenen Handelns in die Reflexion der Praxis einbezieht – und andererseits jene, die die Praxis daran misst, ob sie die moralischen Prinzipen der eigenen Gesinnung widerspiegelt. Der Begriff der Verantwortung bezieht sich bei Weber explizit darauf, ob Akteure in der Lage sind, sich selbst als Teil komplexer Konfliktdynamiken zu begreifen, in der das eigene Handeln negativ auf die eigenen Ziele zurückwirken kann.

Viralität: In der digitalen Kommunikation bedeutet Viralität eine schnelle, unvorhersehbare Verbreitung bestimmter Inhalte durch eine algorithmisierte Herstellung von Öffentlichkeit. Virale Inhalte werden als meinungsbildend wahrgenommen und durch die stetige Reproduktion immer weiter aufgewertet.

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Eine politische Strömung um die Politikerin Sahra Wagenknecht, die sich momentan im Prozess der Abnabelung von der Linkspartei befindet. Mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) wurde bereits ein Verein gegründet, aus dem heraus eine neue Partei entstehen soll. Die Strömung verbindet linke sozialpolitische Forderungen mit etwa migrationskritischen Positionen und wird daher öfters als linkskonservativ bezeichnet.

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4chan ist ein Imageboard, das vor allem im Zusammenhang mit rechtsextremen Memes, Verschwörungserzählungen und Terroranschlägen bekannt geworden ist. Das Besondere an dieser Art von Internetforen ist, dass fast alle Nutzer*innen unter der Voreinstellung »Anonymous« posten und die Beiträge nach kurzer Zeit wieder verschwinden, da Inhalte nur begrenzt archiviert werden.